1. | Ludwig van Beethoven 33 Veränderungen über einen Walzer von Diabelli op. 120 1987 MD+G L 3068 |
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Ähnlich wie von Bachs „Aria mit verschiedenen Veränderungen” gibt es auch von Beethovens op. 120 kaum halbgare Interpretationen auf der Schallplatte: Wer sich an diesen Spätwerkbrocken heranmacht, der weiß, was er will - und was er kann. So bewegen sich seit Schnabel und Backhaus die meisten Neuveröffentlichungen - ich nenne nur Richter-Haaser, Gulda, je zweimal Barenboim und Buchbinder - auf hohem Niveau.
Auch diese jüngste Auseinandersetzung mit dem Werk, die vom Detmolder Klavierprofessor und Richter-Haaser-Nachfolger Friedrich-Wilhelm Schnurr vorgelegt wird, setzt diese Tradition fort und tanzt nicht aus der Reihe. Sie ist rundherum qualitätvoll. Was man ihr allenfalls ankreiden könnte, ist das (allerdings auch bei den meisten Vorgängereinspielungen bemerkbare) Fehlen einer Atmosphäre exzeptioneller Hochspannung, die hier allein schon durch das bei aller Klarheit und Fülligkeit etwas breite und gedeckte Klangbild unterbunden wird. Diese Vorgabe pianistisch zu kompensieren, wäre wohl allenfalls in einer Live-Aufführung möglich - siehe Brendels BBC-Mitschnitt von 1976. Im übrigen bietet Schnurr eine sehr genaue, dabei unforcierte Lesart des Werkes von gleichmäßiger musikalischer Dichte, die sich weder Einseitigkeiten noch Extravaganzen leistet. Man kann sich ihr als Hörer bedenkenlos anvertrauen. ihd Der an der Nordwestdeutschen Musikakademie Detmold lehrende Pianist stellt mit dieser Aufnahme seine Fähigkeit, brillante Technik mit geistiger Durchdringung zu vereinen, unter Beweis. Sein Spiel hat Wärme und lässt alle Theorien von objektiver Interpretation verblassen, nicht zuletzt die Frage, ob der moderne Flügel überhaupt das geeignete Medium zur Darstellung der Klaviermusik Beethovens ist. Schaut man sich einmal die zartbesaiteten Instrumente im Bonner Beethovenhaus an, den emphatischen Ausruf Hugo Riemanns anlässlich der Analyse einer Klaviersonate des Meisters: „Da steht das Rieseninstrument!” in den Ohren, da bleibt vom Titan Beethoven nicht mehr viel übrig. Zu deutlich erklärt sich die Spezifik seines Klaviersatzes. Und trotzdem, reproduzierende Interpretation ist häufig eine Gratwanderung zwischen werkgerechtem und instrumentgerechtem Spiel. Friedr. Wilh. Schnurr lässt seinen Flügel klingen, widerstrebt aber der Versuchung, Beethoven zu „überliszten”. jd ...das ist Beethovens größtes und bedeutendstes Variationen-Werk mit 33 Veränderungen über einen kleinen Walzer des Wiener Verlegers Diabelli, der damit ein Sammelwerk herausbringen wollte, zu dem zahlreiche Komponisten je ei- ne Variation beisteuern sollten; doch Beethoven hat diesen „Schusterfleck”, wie er das belanglose Thema nannte, zu einem seiner gewichtigsten Klavierwerke gestaltet, lange nach den späten Sonaten, um die Zeit der Komposition der 9. Sinfonie. Der Detmolder Musikwissenschaftler Prof. Dr. Arno Forchert erläutert auf der Rückseite der Plattenhülle ausführlich Eigenart und Bedeutung des Werkes, das zu Beethovens technisch schwierigsten, im Konzertsaal nur sehr selten zu hörenden Werken zählt und Musizierfreude, reifste Satzkunst und Tiefsinn zu organischer Einheit bindet. Die Wiedergabe durch Friedrich Wilhelm Schnurr ist schlechthin meisterlich, pianistisch vollkommen und alle differenten Ausdrucksbereiche dieses Spätwerkes künstlerisch voll ausschöpfend... ...In Schnurrs Spiel ist technisch auch nicht der geringste Rest an nicht Virtuos-Gemeistertem. Wie er allein Läufe differenzieren kann - vom verschattet-geheimnisvollen „Raunen” bis zum vitalen Auftrumpfen (welch sichere „Linke” bei Oktavketten!) -, ist allein schon ein Vergnügen für sich. Doch auch musikalisch-gestalterisch wird der Künstler den bestürzend konträren Variationen auf allen Ausdrucksebenen kongenial gerecht: Vom weltentrückten Meditieren bis zur kecken Eulenspiegelei (13. Variation), vom Amüsant-Parodistischen (22. Variation mit der Melodie der Leporello-Arie aus „Don Giovanni”) bis zur barockisierenden Feierlichkeit, vom Derb-Humoristischen bis zur diskreten Reverenz vor der schon versinkenden Mozart- und Haydn-Klassik im Schlussmenuett... Schnurr et Barenboïm : deux noms d'une notoriété bien inégale. Le premier ne dira sans doute pas grand chose aux mélomanes français, bien que le pianiste fasse, paraît-il, carrière internationale et possède des références fort sérieuses. Le second, quant à (ui, n'est plus à présenter. Les Variations Diabelli les rééquilibrent aujourd'hui. Elève de Richter-Haaser et de Cortot, Schnurr a également suivi les stages de Kempff à Positano, et l'on retrouve chez lui certaines qualités qu'on a tant admirées chez le vieux maître : beauté du toucher, fidélité aux nuances, netteté des attaques et des staccatos. Mais ies Variations Diabelli, qui atteignent les limites des possibilités du genre, en exigent autant de l'exécutant. Or, on a souvent l'impression que Schnurr se ménage, ne va pas jusqu'au bout de ses moyens et ne varie guère ses effets. Prudence ou choix de style, cette marge nuit considérablement à la plénitude de son interprétation. A lécoute du disque de Barenboïm, une impression favorable tout d'abûrd : intelligence de lecture et de phrasé, soin apporté à la facture pianistique. Mais, en route, (es choses se gâtent, surtout à cause de certains tempos lents qui sont étirés jusqu'à ta démesure. Ce défaut est à son comble dans le choral de la vingtième variation, qui semble se dérouler au ralenti, et devient un monument d'ennui. Un certain manque de relief se ressent aussi dans la Fughetta (vingt-quatrième variation) et, ce qui est plus grave, dans la trente-et-unième variation, qui devrait être le sommet expressif de l'édifice. Dommage !.. Car nous avons là deux pianistes de talent, mais dont les versions, l'une trop sage, l'autre trop inégale, ne peuvent prétendre remettre en question une discographie toujours dominée par la vision de Brendel. ANDRÉ USCHKÉ (Diapason 12/82) |
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2. | Johannes Brahms Händel-Variationen op. 24 Max Reger Bach-Variationen op. 81 1985 MD+G G 1172 Digital (LP) |
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Zwei der bedeutendsten Variationen-Zyklen der Klavierliteratur, die Händel-Variationen des 28jährigen Brahms und die monumentalen Bach-Variationen des 31 jährigen Reger, zusammen in einer neuen Einspielung durch Friedrich Wilhelm Schnurr.
Seine Aufnahme der Diabelli-Variationen von Beethoven wurde von der Kritik hoch gelobt: „Schnurrs Spiel ist technisch virtuos. Wie er allein Läufe differenzieren kann... ist allein schon ein Vergnügen für sich.” „Schönheit des Anschlags, Nuancenreichtum, griffige dynamische Ausbrüche, das sind Qualitäten, die man sehr bewundern muss.” (Diapason) Schnurr gestaltet Brahms' Folge von 25 dem Thema Händels formal gleich gestalteter Charakterstücke mit der abschließenden Fuge liebevoll, ohne Übertreibung: „Stilistisch an der objektivierenden und versachlichenden Tradition orientiert, wie sie etwa mit dem Namen von Backhaus verbunden ist, liefert er eine zügige, melodisch auf die Hauptstimmen konzentrierte Wiedergabe.” (FonoForum 8/85) Seine Interpretation des so anders gearteten Regerschen Zyklus ist fast noch bewundernswerter: „Brillant löst er die vielfältigen technischen Probleme... eine in ihren Strukturen klar verständliche Wiedergabe...” (Concerto 3/85) Wie er den Wechsel zwischen grüblerischer Versenkung und ausschweifender Phantastik der Variationen-Reihe in die monumentale Doppelfuge mit klug disponierter Steigerung und krönendem Schluss einmünden lässt, das zeugt von großer Virtuosität und musikalischer Delikatesse. Zwei Brocken, die enorme Anforderungen stellen, sowohl in technischer als auch in gestalterischer Hinsicht - und Friedrich Wilhelm Schnurr bewältigt sie mehr als anständig. Es gelingt ihm, den kleingliedrigen Formverlauf jeweils in einen durchgehenden Spannungsbogen einzubinden, er weiß mit seinen Kraftreserven haushälterisch umzugehen und so beispielsweise die Fugen zu imposanter Steigerung zu bringen, und er versteht es, die Unterschiedlichkeit der konzisen Ausdruckscharaktere (bei Brahms) wie das Wechselspiel zwischen virtuoser Äußerlichkeit und introvertierter Versenkung (bei Reger) zur Geltung zu bringen. Mag das brillante Forte-Spiel vielleicht weniger seine Stärke sein, so überzeugt er mit seinem differenziert ausgestalteten mezza voce um so eher. P. H. II existe de nombreuses versions gravées des "Variations sur un thème de Haendel" op. 24 de Brahms, dont quelques-unes - celles d'Yves Nat, de Serkin, de Bolet, d'OhIsson, voire de Gelber - dominent la discographie. En revanche, à part l'interprétation gravée qui figure dans l'intégrale de l'œuvre pour piano de Reger (un album Da Caméra), on peut considérer celle que voici des Variations et Fugue sur un thème de Bach comme un quasi-inédit de la musique enregistrée. Composée en 1904, cette suite de métamorphoses thématiques est la première des grandes fresques que Reger, alors âgé de 31 ans, entreprendra sur des motifs de musiciens qu'il aimait - Bach, Telemann, Mozart, Beethoven, Hiller -, fresques toujours couronnées d'une fugue monumentale. Pour Bach, il choisira la mélodie du hautbois qui accompagne un des duos de la Cantate pour l'Ascension BWV 128 et qu'il variera tantôt dans un style strictement néo-classique, tantôt dans un esprit de fantaisie romantique, souvent inspiré de Schumann. La fugue elle-même est une splendeur qui requiert une domination peu commune de sa complexité structurelle et une singuliére dextérité digitale. Friedrich Wilhelm Schnurr, ancien élève de Cortot et de Kempff, et directeur actuel de la Nordwestdeutsche Akademie, se montre à la hauteur de événement et joue remarquablement cette œuvre maîtresse. |
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3. | Richard Strauss Konzert Nr. 1 für Horn und Klavier op. 11 Robert Schumann Adagio und Allegro für Klavier und Horn op. 70 Ferdinand Ries Introduktion und Rondo für Horn und Klavier op. 113 Nr. 2 Josef Rheinberger Sonate für Horn und Klavier op. 178 (mit Michael Hoeltzel, Horn) 1999 MDG 324 0908-2 |
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Klassik heute 6/2000
Diese CD überrascht mit einer Welt-Ersteinspielung, bei der man sich freilich fragen muss, ob wir es wirklich so genau wissen wollen. Es geht dabei um das Hornkonzert Nr. l von Richard Strauss, das der damals erst 19jährige Komponist in einer Korrepetitorenfassung - also mit dem Klavier als Orchesterersatz - uraufgeführt hatte. Dieses Entwurfsstadium kann man nun hören. Zu bewundern gibt es da neben dem bekannten, von Michael Höltzel virtuos geblasenen Solopart vor allem die enorme Tastenbeherrschung seines Klavierbegleiters Friedrich Wilhelm Schnurr. Soweit gut bis sehr gut. Aber erweist man damit dem Komponisten, der natürlich von vornherein als authentische Werkfassung seine Orchesterpartilur im Ohr hatte, und dem Zuhörer mit diesem Entwurfsprodukt einen Gefallen? Werten wir es also als einen Blick in die Werkstatt des Autors und würdigen umso mehr die letztgültigen Werkfassungen aller weiteren Programmbeiträge. Sie entsprechen in künstlerischer und aufnahmetechmscher Hinsicht durchweg dem gewohnten hohen Qualitätsmaßstab des goldenen MD+G'Labels. Gerhard Patzig |