Robert Schumann ließ sich bekanntlich zu seinen Kompositionen oft auch durch außermusikalische Eindrücke wie Szenen und Figuren aus Literatur, Theater und Gesellschaft auf vielfältige Weise anregen. So begegnen uns gleich in seinem ersten
großen Zyklus „Carnava” (1834/35 - die Opuszahlen sind für die Reihenfolge der Entstehung nicht maßgebend) in einem bunten Bilderbogen viele Gestalten und Charaktere, erfundene (Florestan, Eusebius) wie reale (Chiarina = Clara Wieck, Estrella = Ernestine v. Fricken, Chopin, Paganini), oder auch Figuren der Commedia dell'arte (Pierrot, Arlequin, Pantalon et Colombine), und sie alle bewegen sich im Rahmen eines Maskenballes, den Schumann in der böhmischen Stadt Asch, dem Geburtsort seiner damaligen Verlobten Ernestine, erlebt hatte. Die Buchstaben des Städtenamens Asch ergaben, in Noten umgesetzt, den motivischen Leitfaden, der die Komposition strukturell zusammenhält, denn natürlich ist im übrigen, dem karnevalistischen Milieu
entsprechend, die Form locker und frei, voller Überraschungen und Extravaganzen. Scherz und Ernst, Ironie und innige Empfindung sind eng ineinander verwoben, interpretatorischer Phantasie und spontaner Gestaltungsfreude kaum Grenzen gesetzt, und so spiele und erlebe ich dieses grandiose Werk noch nach 40 Jahren immer wieder neu.
Als eine der schönsten Episoden des „Carnaval” empfinde ich die Hommage an Chopin, den Schumann bewunderte und dessen Freundschaft er (vergeblich) suchte. Es ist noch wenig bekannt, dass er um die gleiche Zeit auch Variationen über ein
Nocturne von Chopin konzipierte, die er leider nicht zu Ende führte. So blieb die Komposition Fragment und wurde von Joachim Draheim, der sie behutsam um acht Takte ergänzte, in dieser Form erst im vergangenen Jahr in der Edition Breitkopf veröffentlicht. Es handelt sich bei unserer Aufnahme meines Wissens um eine Ersteinspielung.
Ebenfalls als eine Reihe von Variationen entpuppen sich die Impromptus op.5 aus dem Jahre 1832. Variiert wird zunächst nicht die Melodie der hübschen „Romanze” der
F. W. Schnurr (Einführungstext zur CD mit Klavierstücken von R. Schumann 1993)